Mittwoch, 12. Dezember 2007

Gestern war ich krank

Und habe die Zeit am Nachmittag, als ich wieder denken konnte, dazu genutzt, mal in meinem Cunningham zu blättern. Daraus habe ich interessante Informationen zur Trauerarbeit und Dauer gezogen:

Eine Frau trauerte

  • Um ihren Mann 1 Jahr und 1 Tag in schwarzem Krepp, davon 6 Monate in taillenlangem Schleier, dann durfte der Schleier leicht gekürzt werden. Es folgten 6 Monate Schwarze Kleidung und noch mindestens 6 Monate Halbtrauer. Eigentlich war es lieber gesehen, dass die Witwe die Trauerkleidung nicht mehr ablegt.
  • Um ihre Kinder oder Eltern 1 Jahr, davon 6 Monate in Krepp, 6 Monate in Schwarz
  • Um die Großeltern 6 Monate, davon 3 in Krepp, 3 in Schwarz
  • Um eine Tante oder einen Onkel 6 Monate in Schwarz
  • Um einen Cousin ersten Grades 3 Monate in Schwarz
Diese Zahlen gelten auch für Verwandte des Ehegatten. Für Männer reichte es übrigens, wenn sie einige Wochen/ Monate eine schwarze Binde am Arm trugen. Da die Sterblichkeit vor allem unter Kindern damals sehr hoch war und Familien viel größer als heute, konnte es durchaus passieren, dass eine Frau für Jahre am Stück Trauer tragen musste, da in ihrer und der Familie ihres Mannes die Verwandten in regelmäßigen Abständen verstarben.

Diese Informationen gelten jetzt für viktorianisches England. Für Deutschland/ Preußen habe ich noch keine ähnlichen Informationen gefunden. Aber ich arbeite daran.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich werde noch zur Trauerexpertin ;-)

Hier noch ein interessanter Link:
http://groups.msn.com/AmericanCivilWarReenactors/ladiesforum.msnw?action=get_message&mview=0&ID_Message=1579&LastModified=4675493212097340687

Und noch einer:
http://www.ladiesofreenacting.com/

Letzterer nicht ausschließlich über Trauer, aber ich finde ihn schön!

Saskia hat gesagt…

Ja ich auch! Und was ich bisher so gelesen habe, hat mich wirklich erschreckt! Als Dame des gehobenen Bürgertums oder des Adels ist man ja wenn man Pech hatte nur in Schwarz rumgesprungen! Wirklich übel!

nkotbgermany hat gesagt…

es ist immer wieder faszinierend wie man durch das textile hobby sein wissen erweitern kann!

Kerstin hat gesagt…

In den Anne Perry Romanen wird immer beschrieben, dass die Damen nicht zur Beerdigung gingen, weil sie es "emotional nicht verkrafteten".
Es war schon eine seltsame Einstellung, wenn man sie stattdessen jahrelang in schwarz herumlaufen ließ.
Diese Schwarzregel gab es auch noch im 20. Jh., wurde dann aber nicht mehr so streng ausgelegt.
Ich habe im Praktikum tatsächlich noch Halbtrauerkleider genäht.
Schwarze und dunkelblaue Kleider mit Reiskornmuster in weiß und weißer Garnitur.